Ortsname Anton
Weitere Ortsnamen Antonowka, Sewastjanowka, Sebastjanowka, seit 1941 Sadowaja
Gebietsbezeichnung Wolgagebiet . Gouv. Saratow/ASSRdWD/Kanton Balzer
Gründungsjahr 1764
Kolonietyp Mutterkolonie
Konfession evangelisch
Zusatzinformationen Die Kolonie lag etwa 70 km im SO von Saratow (Bergseite) und 5 km von der Wolga
(Hafen Achmat) entfernt. Sie gehörte zu den ersten vier deutschen Kolonien im Wolgagebiet. Zwischen 1764 und 1767 trafen 105 Familien ein. Sie kamen vor allem aus der Pfalz. Einige kamen aus weiteren süddeutschen Ländern und aus Hessen. 1773 lebten 59 Familien in der Kolonie. Die Kolonie erhielt bei Gründung Obstbaumsetzlinge, da dort die Bedingungen für den Gartenbau gut waren. 1815 gründete der Landschaftsmaler Carl von Kügelgen in A. eine Zuckerfabrik im Zusammenhang mit der von Napoleon gegen England ausgesprochenen Kontinentalsperre. Carl von Kügelgen verkaufte die Fabrik 1817 wegen schlechter Rübenernten und Aufhebung der Kontinentalsperre, 1874 wurde sie geschlossen.Die Fabrik verarbeitete Rüben aus Anton und Umgebung. In der Fabrik wurden Schmiede, Zimmerleute und andere Handwerker angelernt. Im Zusammenhang mit der Zuckerfabrik erhielt Anton eine gusseiserne Wasserleitung, die das gesamte Dorf mit Quellwasser versorgt sowie eine der ersten gepflasterten Straßen in einer Wolgakolonie. Nach der Schließung der Zuckerfabrik wurde in Heimarbeit Sarpinka gewebt bzw. Garn gespult. Handwerker aus Anton gingen nach Baku in die Erdölindustrie.Seit 1850 entwickelte sich die Lederindustrie in A. 1869 entstand im Ort eine Ölmühle.1926 war das Dorf Sowjetsitz. Neben einer 4-klassigen Schule gab es noch ein Kinderheim und einen Konsumverein/-laden. Seit der Deportation der deutschen Bevölkerung 1941 trägt der Ort den Namen Sadowoje. (HB 1955, S. 108; Göttingen 1997, S. 33; Pleve, Einwanderung Bd.1, S. 51 ff.)