Pfarrer Johannes Albert Priester der Diözese Tiraspol-Saratow
* 1875 Gattung (Wolgagebiet)
+ 1954 in der Verbannung (Kasachstan)
Johannes Albert wurde 1875 in Gattung (Zug) bei Katharinental (Marxstadt) in einer Bauernfamilie geboren. Nach Abschluß des Priesterseminars zu Saratow empfing er am 8.9.1897 die Priesterweihe und war vom 25.9.1901 bis 1905 Pfarradministrator in Mariental (Tonkoschurowka) / Wolgagebiet seelsorgerisch tätig. Am 22. 6. 1905 übernahm er die Pfarrgemeinde Kandel / Odessa und führte diese mit Liebe und Hingabe fast 30 Jahre lang. Er war selbst ein guter Redner, seine Predigten waren verständlich und volksnah, er ging immer auf Nöte und aktuelle Probleme seiner Pfarrgemeinde ein. Da er handwerklich begabt war, schnitzte A. zahlreiche Holzfiguren und malte viele Bilder für die Kirche. So sind zum Beispiel noch heute Reste eines seiner Bilder an der Innenwand der Sakristei in der Kirchenruine in Kandel erhalten. (Motiv aus dem Alten Testament: Abraham opfert Gott seinen Sohn). Er blieb bis zur ersten Verhaftung durch die Gemheinpolizei Ende 1934 seiner Pfarrgemeinde treu. Nach viermonatiger Untersuchungshaft in Odessa wurde er wieder freigelassen, kam nach Kandel zurück, durfte aber keine Gottesdienste mehr halten. Im Frühjahr 1935 wurde er erneut verhaftet und in einem öffentlichen Gruppenprozeß am 10.5.1935 zu 10 Jahren Straflager verurteilt. Mit ihm waren noch andere deutsche katholische Priester verurteilt worden. Da er sich ohne Verteidiger selbst geschickt zur Wehr setzten konnte, wurde ihm die geforderte Todesstrafe durch 10 Jahre Freiheitsentzug ersetzt, und er wurde nach Nordkasachstan deportiert. Da es nach der Freilassung am Verbannungsort bei Kustanai keine katholische Gemeinde gab, mußte er sich das tägliche Brot als Schafhirte verdienen, denn nach seiner Entlassung konnte er nicht mehr in seine Pfarrgemeinde Kandel zurückkommen, weil sie nicht mehr existierte und ihre Mitglieder in unzähligen Verbannungsorten Kasachstans und Sibiriens zerstreut lebten. A. soll auf den Steppen bei Kustanai in Nordkasachtan 1954 verstorben sein. Seine Grabstelle ist unbekannt.
Literatur Czaplicki-Ossipowa, Martirolog, 209f; R. Dzwonkowski, Losy duchowienstwa katolickiego w ZSSR 1917-1939. Martyrologium (Lublin 1998; Towarzystwo Naukowe Katolickiego Uniwersitetu Lubelskiego) 135f; J. Schnurr, Die Kirchen und das religiöse Leben der Rußlanddeutschen. Katholischer Teil (Stuttgart 1980) 52, 57, 96, 176, 204, 314, 324, 375; L. Kowaltschuk, G. Rasumov, (Hrsg.) Odesskij Martirolog, Bd.1 (Odessa 1997) 22; A. Bosch, J. Lingor, Entstehung und Auflösung der deutschen Kolonien am Schwarzen Meer (Stuttgart 1997) 389ff.